Der neue Bahnpalast in Berlin

Am Abend des 26. Mai 2006 wurde der neue Hauptbahnhof am Lehrter Bahnhof eingeweiht. Es ist der modernste Bahnhof Europas. Er gleicht tatsächlich einem Palast aus Glas, einem Bahn-Palast. Es wurden ja auch 500 000 Kubikmeter Beton, 85 000 Tonnen Stahl, für 700 Millionen Euro verbaut, und dafür die Spree auch noch umgeleitet.

Mit diesem Bau demonstriert der Kapitalismus, was er kann. Auf der anderen Seite reißt er einen Palast der Republik ab und läßt die Menschen beinahe verhungern.

Nach Rechnung der Bahn sollen 300 000 Fahrgäste und Besucher pro Tag den Bahnhof nutzen. Diese Bahnkunden müssen weiterfahren, weil der Bahnhof noch kein Umfeld hat.

Darum ist es für die Kunden noch teurer, weil sie jetzt auch noch die S-Bahn bezahlen müssen, wenn sie außerhalb des S-Bahnrings fahren wollen.

Es heißt zwar, daß 900 Arbeitsplätze im neuen Bahnhof geschaffen werden, aber diese Arbeitsplätze sind größtenteils von anderen Bahnhöfen, z. B.Bahnhof Zoo, dorthin verlegt worden. Am Bahnhof Zoo halten keine ICE- Züge mehr. Außerdem wird es einem Hartz IV-Empfänger nicht möglich sein, in den 80 neuen, überteuerten Geschäften auf den 15 000 Quadratmeter Einkaufsfläche einzukaufen, oder mit der Bahn zu verreisen.

Ich wünsche dem Palast der Bahn, daß er länger hält als der Palast der Republik.

Stefan Lippianowski