Umwelt: Über das Problem der Müllbeseitigung


Was passiert mit unserm Müll?

Müll produziert jeder – pro Person durchschnittlich mehr als 500 Kilogramm im Jahr! Klar ist, dass diese riesigen Mengen zwangsläufig Probleme mit sich bringen. Der Platz auf Mülldeponien wird knapp, außerdem gefährdet Sickerwasser den Boden und das Grundwasser. Der Bau von Müllverbrennungsanlagen und Anlagen zur Müllsortierung, Kompostierung und Wiederverwertung stößt auf heftigen Widerstand der Anwohner. Wohin also mit unserem Müll?

Meist wird der Begriff Müll als erstes mit Abfällen verbunden, die täglich im Haushalt anfallen. Tatsächlich aber machen diese nur gut ein Zehntel des gesamten Müllaufkommens in Deutschland aus. Insgesamt werden Jahr für Jahr 400 Millionen Tonnen Abfall produziert. Allein Bauschutt, Bodenaushub und Baustellenabfälle machen 60 Prozent davon aus. Rund 50 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle fallen jährlich an. Zieht man davon Kompost und Wertstoffe wie Glas, Papier und Kunststoffe sowie hausmüllähnliche Gewerbeabfälle ab, bleiben noch 20 Millionen Tonnen Hausmüll, die in der Müllverbrennung oder auf Deponien landen und die Umwelt belasten. Pro Person sind das rund 250 Kilogramm Müll jährlich.

Was ist zu tun – Es gibt nur eine Antwort: Müll vermeiden

Überquellende Mülldeponien, überlastete Müllverbrennungsanlagen, in Güterwaggons zwischengelagerter Abfall: Dieses Szenario ist Realität in Deutschland. Es herrscht gerade heutzutage Müllüberfluss! Um der Abfallflut Herr zu werden, trat 1991 die Verpackungs-Verordnung in Kraft. Sie verpflichtet Industrie und Handel, Verpackungen auf ein Mindestmaß zu begrenzen und sie zurückzunehmen, um sie wieder dem Stoffkreislauf zuzuführen. Sieht man sich jedoch in jedem beliebigen Supermarkt um, fallen riesige Mengen an Verpackungsmaterial doppelt an. Hier ist es nötig, zu sparen. Es ist überflüssig, bereits verpackte Ware in weitere Kartons, Tüten etc. zu verpacken. Um Kosten und auch Umweltbelastungen zu vermeiden, wäre es schön, auf doch so manche Handhabungen früherer Zeiten zurückzugreifen. Da war es zum Beispiel an der Tagesordnung, bei Einkäufen Ware in mitgebrachten Beuteln oder Tüten zu transportieren.

Was passiert nun mit unserem ganzen Papier, Pappe, Kunststoffmüll?

Ersteinmal werfen wir alles in den gelben Sack oder in die blaue Tonne – und was passiert dann? Die billigste Art der Entsorgung ist die Müllhalde. Knapp 400 Deponien für Siedlungsabfall gibt es heute in der Bundesrepublik. Eigentlich soll nur das, was nicht anders verwertet werden kann, auf Deponien entsorgt werden. Dass es nicht nur dabei bleibt, bestätigen uns Bilder von schweren Katastrophen, wie der Brand von 15 000 Tonnen Gewerbemischabfälle der Deponie in Bernau am 23. September 2005. Das Landesumweltamt hat den Betrieb auf dem Gelände der GEAB vorerst geschlossen, wegen illegalen Betreibens und zuviel gelagertem Abfall. Derzeit liegt noch ein Berg von 10 000 Tonnen Müll weiter als Brandlast unter einer Erdschicht.

Nach der Katastrophe hörte man aus allen Mündern die Frage, wie es nur dazu kommen konnte! Fest steht, dass Tonnen von Restmüll auf Deponien gekippt und dann sich selbst überlassen werden. Eine tickende Zeitbombe sagen Experten. Welche Gefahren von diesen Deponien ausgehen, ist den meisten nicht bewusst: Regenwasser wäscht Schadstoffe aus dem Müll heraus, die dann das Grundwasser verseuchen können. Zudem verursachen Restmüll-Deponien riesige Mengen an klimaschädigendem Methangas. »Die dabei entstehenden Methangase haben erheblichen Anteil am Klimawandel. Sie sind etwa 21-mal so schädlich wie Kohlendioxid«, sagt Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Und es lauern weitere Gefahren: »Die Palette der Möglichkeiten reicht von der illegalen Umdeklarierung der Abfälle und die Deponierung im Ausland bis hin zur Vermischung von Abfällen aus der mechanisch-biologischen Behandlung und nicht vorbehandelten Siedlungsabfällen«, so NABU-Präsident Tschimpke. Besonders problematisch seien die so genannten Zwischenlager. Dort können nicht vorbehandelte Abfälle bis zu drei Jahren gelagert werden, bevor sie behandelt werden. In Brandenburg lagern nach Informationen des RBB-Fernsehmagazins »Klartext« 29 Abfall-Sortieranlagen ohne Genehmigung große Mengen Müll. Davon sind 18 Anlagen insolvent. Die Kosten für Räumungen würden mehrere Millionen Euro betragen. Die betroffenen Unternehmen haben zudem keine Sicherheitsleistungen für den Fall einer Insolvenz hinterlegt. Es ist zu befürchten, dass darauf spekuliert wird, dass sich nach drei Jahren keiner mehr an den dort gelagerten Müll erinnert“ kritisierte Tschimpke.

Die Kapazität einer jeden Deponie ist also begrenzt. Hat sie eine bestimmte Höhe erreicht, bleibt nur noch ihre Stilllegung. Ohne die Überwachung und Nachsorge stillgelegter Deponien können sie jedoch leicht zum Umweltrisiko kommender Generationen werden. Deponien, die die neuen Umweltauflagen nicht einhalten oder nicht umgerüstet werden können, müssen geschlossen werden!

Doch damit sind unsere Abfälle noch nicht aus der Welt! Für jeden in unserer Gesellschaft wird die Frage, wie wir uns von einer »Wegwerfgesellschaft« zu einer Gesellschaft entwickeln können, die sich das Prinzip der Vermeidung zu eigen macht und zu einer Kreislaufwirtschaft gelangt, von Bedeutung werden. Genauso wichtig wie die umweltschonende Beseitigung des Mülls ist die Müllvermeidung. Nach Schätzungen des Öko-Institut ließe sich durch intensive Beratung und Motivierung der Bürger die Müllmenge in Großstädten wie Berlin um die Hälfte oder zumindest ein Drittel reduzieren. Entscheidende Schritte hierzu erfordern Veränderungen im individuellen Verhalten. Nur Abfallvermeidung führt dazu, dass weniger Abfall verbrannt werden muss und weniger Treibhausgase erzeugt werden.

■ Cornelia