Interview: Pedram Shayer zur Anti-G8 Mobilisierung


»Wir wollen diesen Gipfel blockieren.«

Im Sommer 2007 wird das G8-Treffen in Deutschland stattfinden, genauer: In Heiligendamm, an der Ostsee, in der Nähe von Rostock. Zum Stand der Vorbereitungen seitens der Gipfelgegner führte der Rotdorn ein Gespräch mit Pedram Shayer. Pedram ist im Bundeskoordinierungskreis von »attac«, sowie im radikal linken Netzwerk »Interventionistische Linke« aktiv und arbeitet beim »Verbindungsbüro soziale Bewegungen« der Linksfraktion im Bundestag. An der FU Berlin promoviert er in Theaterwissenschaften.

Warum wird nach Heiligendamm mobilisiert?
2007 treffen sich in Heiligendamm die Staatschefs der G8- Staaten, das ist das Treffen der Mächtigen der Welt, das Treffen einer selbsternannten Weltregierung ohne demokratische Legitimation. Was sie zusammenbringt ist ihre militärische und ökonomische Macht.
Im Sinne einer Weltregierung werden sie versuchen, ihre neoliberale Politik weiter zu führen.
Aus welchen politischen Spektren erwartest Du Teilnehmende an den Protesten ?
Das schöne an Protesten gegen den G8-Gipfel ist, dass das Spektrum, das sich dafür interessiert, sehr breit ist, also von attac über linke bis linksradikale Organisationen über Linkspartei.PDS bis hin zur Gewerkschaftsjugend. Viele Nichtregierungsorganisa­tionen haben es sich zum Thema gemacht, gegen den G8-Gipfel zu mobilisieren. Auch aus dem ökologischem Spektrum gibt es Überlegungen dorthin zu mobilisieren. Wir hoffen das noch verstärkt aus dem kirchlichen Spektum, gerade in der Frage um die Entschuldung der dritten Welt, eine Mobilisierung geben wird.

Wie ist der aktuelle Stand der Planungen?
Ziemlich gut. Ende März hatten wir in Rostock die erste Aktionskonferenz. Dort haben sich unerwartet überraschend viele Menschen zusammengefunden, insgesamt ungefähr 300. Sie
kamen aus allen möglichen unterschiedlichen Spektren. Der Umgang miteinander war sehr, sehr solidarisch.
Es wurde ein klares Signal gesetzt, dass wir gemeinsam strömungsübergreifend gegen den G8-Gipfel mobilisieren. Wir haben uns klare Ziele gesetzt: Wir wollen 100 000 Menschen vor Ort haben, um gegen den G8-Gipfel zu demonstrieren. Wir wollen Tausende, wenn nicht Zehntausende, die diesen Gipfel blockieren und wir werden einen sehr großen Gegengipfel dort haben, um unsere Alternativen zu präsentieren.

Gibt es Kontakt zur Bevölkerung in der Region?
Es gibt bereits seit geraumer Zeit ein Anti-G8-Bündnis in Rostock. Man muss dazu sagen, dass es seit längerem eine unglaubliche Hetze in den Medien gab.
Durch die Bank haben Zeitungen darüber geschrieben, dass Chaoten kommen und die ganze Stadt in Schutt und Asche legen wollen. Demonstrationen wurden nur mit Gewalt gleichgestellt und in den Medien wurde betont, wie toll der Gipfel für die Region wäre.
Wir haben es geschafft, auch durch die Rostocker Konferenz, dieses Bild zu durchbrechen. Wir haben gezeigt, dass wir ein Recht zum Demonstrieren haben, dass wir etwas zu sagen und zu kritisieren haben und dass wir uns das demokratische Recht auf Demonstrationen nicht nehmen lassen werden.
Interessanter Weise haben nach der Konferenz die Zeitungen angefangen anders zu schreiben.
Seitens der Medien wurde überrascht registriert, dass anstelle vermeintlicher Chaoten ja eigentlich sympathische, junge Leute angereist sind.
Es war sehr erfreulich, dass auf der Konferenz auch sehr viele Menschen aus Rostock, aus Bad Doberan und überhaupt aus der Region anwesend waren.

Was wird die Teilnehmer an den Protesten in Heiligendamm erwarten?
Wir werden tagelange kraftvolle kreative Proteste haben. Heiligendamm selbst wird militärisch gesperrt werden. Da werden wir wahrscheinlich nicht hereinkommen.
Wir werden wie gesagt in Rostock eine riesige Demonstra­tion haben, sehr viele inhaltliche Veranstaltungen, wir werden ein Camp haben, es wird einen großen kulturellen Beitrag geben, in Form von Festivals, von Konzerten und wir werden schön die Straßen zumachen.

Das Interview führte Burkhard