Die Revolte der »Überflüssigen«

Die soziale Ausgrenzung von Frankreichs Vorstädten

von Klaus Körner

Während bis Mitte der siebziger Jahre in Frankreich Arbeiterstreiks und Gewerkschaftskampf die Eckpunkte der sozialen Frage bildeten, traten danach die Unruhen der sozial Ausgegrenzten in den Vordergrund. Am Rande der Städte entstanden durch Ausgrenzung ganze Bereiche, die sich von der integrierten, etablierten Gesellschaft immer weiter zu entfernen schienen. Die Zweiteilung der Gesellschaft in »Leistungsträger« und »Überflüssige« (Kinder, Jugendliche, Arbeitslose, Einwanderer, Alte und Kranke) verschärft die sozialen Spannungen, je weiter sich die Schere zwischen Ausgegrenzten und wohlhabenden Bürgern öffnet. Zwar hat dieses Phänomen noch nicht die Ausmaße erreicht, wie wir sie aus den Slums der sog. Dritten Welt oder den Stadtrandfavelas Lateinamerikas kennen. Jedoch die brennenden Vorstädte in Frankreich haben gezeigt, wie sich auch in den postindustriellen krisengeschüttelten Gesellschaften Westeuropas die Widersprüche verschärfen.

Die beiden französischen Soziologen und Buchautoren haben mehrere Jahre in den Pariser Vorstädten mit den Ausgegrenzten gelebt. Sie versuchen in ihrem Buch Hoffnungslosigkeit, Gewaltbereitschaft und bittere Armut, rassistische Diskriminierung und menschliches Elend zu erklären, auf die neoliberale und rechtspopulistische Politik nur mit dem Ruf nach der Polizei antwortet, um die gute Gesellschaft vor dem »Abschaum« und dem »Gesindel« zu schützen.

 

Buchtip:

F. Dubet & D. Lapeyronnie,

Im Aus der Vorstädte

Stuttgart Klett-Cotta 1994,

ISBN: 360 891 40 99