Vorwort zur Ausgabe 41
60 Jahre nach der Befreiung Deutschlands
und der Welt vom Nazi-Terror kommt die innerdeutsche Debatte um die Bewertung
des Kriegsendes nicht zur Ruhe.
Für die einen der schmachvolle „Tag der Kapitulation“, für
die anderen ein Tag der Mahnung an das millionenfache Leid und einen sinnlosen
Krieg, der von diesem Land ausging.
Noch immer gibt es ein nicht zu unterschätzendes Potential von rassistischen
und nationalkonservativen Ressentiments, die nicht selten in Verwüstung
oder offener Gewalt münden. Wenn für fast 60% der Deutschen zu viele
Ausländer hier leben und 23% zustimmen, dass die Juden in Deutschland zuviel
Einfluss haben, dann zeigt das, wie wenig sich wirklich seit 1945 in den Köpfen
geändert hat.
Anstatt sich dem Aufruf der ehemaligen Häftlinge vom KZ Buchenwald „Nie
wieder Krieg! Nie wieder Faschismus“ verpflichtet zu fühlen, wird
der Zweite Weltkrieg immer mehr auf die deutschen Bombenopfer reduziert und
die eigene Rolle sowie die Verantwortung jedes Einzelnen klein geredet und auf
einige Vertreter des Bösen verwiesen.
Doch so einfach können wir es uns nicht machen. Auch die rot-grüne
Bundesregierung muss sich überlegen, wie glaubhaft ihre Beteuerungen gegen
die Nazis der NPD und anderswo sind, wenn nebenbei klammheimlich Fördergelder
gekürzt, Flüchtlings-Inis kriminalisiert und Bürgerrechte, zugunsten
einer nicht existenten Sicherheit gegen den neuen „islamistischen“
Feind, abgebaut werden.
Halbherzige staatliche Unterstützung, Versammlungsverbote und Volksfeste
reichen ebenso wenig aus wie planlose Antifa-Demos mit martialischem Auftreten
und Ritualen fernab jeglicher gesellschaftliche Anbindung.
Die Redaktion hat deshalb versucht, ein möglichst breites Spektrum möglicher
Themen zum 8. Mai 1945 bzw. 2005 zusammenzustellen und sowohl aktuelle Debatten
als auch die Entnazifizierung nach ’45 u.v.m. zu thematisieren.
Hier noch ein Aufruf an alle: Beteiligt euch an den zahlreichen Veranstaltungen,
Podiumsdiskussionen undDemos
zum 8. Mai 2005.
Wir wünschen Euch viel
Spaß mit dem neuen Rotdorn und freuen uns immer über Leserbriefe
und Mails!
Eure Rotdorn-Redaktion