8. Mai 1945, Berlin

 

60 Jahre Befreiung - Der Kampf geht weiter

Am 8. Mai jährt sich die Befreiung Deutschlands zum 60. Mal. Nachdem auch die letzten Hitlerjungen und Fanatiker durch die Alliierten aus ihrem Hinterhalt verjagt wurden, hissten Rotarmisten die rote Flagge auf dem Reichstag. Ein unbeschreiblicher Vernichtungskrieg hatte sein Ende gefunden. Bis auf Unverbesserliche gingen viele Deutsche mit zwei Lehren an den Neubeginn, nachdem sie unglaubliches Leid über andere und sich selbst gebracht hatten: Nie wieder Krieg, Nie wieder Faschismus und Nationalismus! Was ist 60 Jahre danach aus diesen Vorsätzen geworden? Der folgende Artikel will dieser Frage aus gegebenem Anlass nachgehen.


Nie wieder Krieg!
Es dauerte nicht lange bis sich Deutsche wieder eine Armee gaben. Bereits 1955 wurde die Bundeswehr konstituiert, um sich der „bolschewistischen Gefahr“ zu erwehren und Bündnisverpflichtungen des neuen Förderers, den USA, nachzukommen. Die Reaktion der DDR war die Gründung der NVA (Nationale Volksarmee). Militaristisches Gehabe wurde in Ost und West wieder zur Regel. Nach der Wiedervereinigung war der in der DDR oft zitierte Leitsatz „Nie wieder darf Krieg von deutschem Boden ausgehen“ vergessen. Ganze 10 Jahre dauerte es, bis deutsche Bomben 1999 nun zum dritten Mal im 20. Jahrhundert Belgrad zerstörten. Mit Förderung der ehemaligen Friedensparteien von rot-grün wurde zum ersten Mal nach 1945 wieder ein Angriffskrieg geführt. Tragischer Weise scheute sich Außenminister Fischer noch nicht einmal davor, ausgerechnet Auschwitz zu bemühen, um den Krieg zu rechtfertigen. Mittlerweile gehören Einsätze deutscher Soldaten im Ausland wieder zur Tagesordnung. Die Freiheit wird am Hindukusch in Afghanistan verteidigt, wie „Verteidigungs“minister Struck formulierte. 6 Jahre nach dem Einzug in das Kosovo ist die Bundeswehr weiterhin dort stationiert, auch wenn es ihr weder gelang Angriffe von Albanern auf die serbische Minderheit noch die unwiederbringliche Zerstörung Jahrhundertenalten Kulturguts wie orthodoxer Klöster durch Albaner zu verhindern. Es ist in keiner Weise absehbar, wann die Bundeswehr wieder vom Amselfeld abziehen wird. Viele weitere Fähnchen hat die Bundeswehr mit ihren Einsätzen in Somalia, Jemen etc. auf die Weltkarte gepinnt.


Nie wieder Faschismus und Nationalismus!

Bereits 1968 konnte die NPD ins Baden-Würtembergische Landesparlament einziehen. Die Wähler waren unverbesserliche Altnazis.
37 Jahre später gelang der Partei nun erneut der Einzug in die Parlamente. Bewusst setzt die NPD auf die Strategie der NSDAP in der Weimarer Republik. Die pseudo-soziale, pseudo-antikapitalische Karte wird mit Straßenterror verbunden. Gezielt werden Jugendliche und paramilitärische Einheiten ausgebildet bzw. bedient man sich dieser Strukturen von sogenannten „freien Kameradschaften“. Dies geht einher mit einer gesellschaftlichen Atmosphäre des Schlussstrich ziehen Wollens unter die nationalsozialistischen Greueltaten. Anstatt die Erfahrungen als heutige Verpflichtung zu begreifen, scheint es bequemer, den Verdrängungsmechanismus in Gang zu setzen. Dann redet es sich auch leichter über einen ständigen Sicherheitsratssitz für Deutschland. Der Historiker der Nation, Guido Knopp, interviewt unkommentiert SS-Leute über die deutsche Geschichte und betont die Verführung und Opfer des deutschen Volkes. Diese aufgeregte Debatte über die Täter und Opferrolle Deutscher beweist wie unbewältigte Vergangenheit zu Irritationen führt. Natürlich gab es während des Zweiten Weltkrieges deutsche Opfer und Täter. Welche Schuld hat ein 4-jähriges Kind auf sich geladen. Wie in jedem Krieg gab es Täter und Opfer auf allen Seiten. Die Tragik der Geschichte besteht nur darin, dass es unglaublich Mal mehr Täter als Opfer auf deutscher Seite gab. Wie konnte es dazu kommen? Das scheint mir die spannendere Frage zu sein, als die, ob es Täter oder Opfer gab. Diese „Deckel drauf“-Mentalität zeigt auch die Regierung mit der sogenannten Patriotismusdebatte. Als Patriot Nr.1 schreibt uns dann Bundespräsident Köhler pseudo-intellektuelle Halbwahrheiten ins Stammbuch.

Auf beschriebene Weise werden die Vorsätze von 1945 mit Füßen getreten. Anstatt deutsche Schuld zu relativieren, muss es darum gehen, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sie positiv als aktuelle Verpflichtung anzunehmen.


sk