Braunes Haus
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Neonazis erobern die Parlamente
Bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen zogen DVU (Deutsche Volksunion)
und NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) mit 6% (DVU in Brandenburg)
bzw. 9 % (NPD in Sachsen) in die Landtage ein.
Ursache dafür, dass sich viele Wähler von den „demokratischen“
Parteien abwenden, mag in der Unglaubwürdigkeit dieser Parteien und dieses
politischen Systems liegen. Egal wen man wählt, es kommt sowieso das gleiche
heraus. „Die da oben machen doch sowieso nur was sie wollen und scheren
sich um uns einen Dreck!“ denken viele und haben sogar Recht dabei. Man
schaue nur, was der Verfassungsgrundsatz „sozialer Bundesstaat“
für SPD-Grüne-CDU-FDP bedeutet. Viele Menschen erleben heute einen
sozialen Abstieg oder befürchten ihn. Da nützt es ihnen nicht, dass
Deutschland reich und seine Wirtschaft profitabel und konkurrenzfähig ist
(Exportweltmeister!), weil das Geld in fremde Taschen fließt. Da brauchen
die, die sich tatsächlich bereichern, also die „Reichen“ einen
Sündenbock auf den man zeigen (lassen!) kann um nicht selbst beim „Sich-die-Taschen-füllen“
ertappt zu werden.
Also zeigen NPD und DVU mit ausgestrecktem Zeigefinger auf „Ausländer“
und machen dem „anständigen“ Deutschen klar, dass „der
Tscheche“ oder „der Pole“ Schuld an seiner Arbeitslosigkeit
oder sinkenden Löhnen sind und nicht „anständige deutsche Arbeitgeber“.Diesen
Job machen die Nazis prima. Die Wahlergebnisse zeigen es.
Der Ritterschlag der Verfassungsrichter
Die offensive Herangehensweise und der offene Schulterschluss sowohl untereinander
(gemeinsame Wahllisten, NPD und DVU treten nicht gegeneinander an) als auch
mit militanten Neonazis kommen nicht von ungefähr. Das Scheitern des Verbotsverfahrens
gegen die NPD zeigt der gesamten Szene, dass sie juristisch nicht viel zu befürchten
hat. Verfahren gegen Einzelpersonen können nicht darüber hinweg täuschen,
dass mit einer Zerschlagung der Organisationen nicht zu rechnen ist.Dabei sollte
man jedoch nicht vergessen, was der Grund für das Scheitern des Verbotsverfahrens
war: ca. 15% der NPD-Führung waren V-Leute des Verfassungsschutzes, d.h.
durch die starke Beeinflussung der NPD durch den Staat konnte nicht mehr davon
ausgegangen werden, dass alles, was für ein Verbot sprach, auf dem Mist
der NPD selbst und nicht des Verfassungsschutzes gewachsen war.
Wie reagier(t)en die anderen Parteien?
Während man sich am Wahltag zu fein war, mit den Nazis bei den abendlichen
TV-Auswertungen an einem Tisch zu stehen, hat sich der Wind mittlerweile gedreht:
Der Kandidat der NPD für das Amt des sächsischen Ministerpräsidenten
erhielt im ersten und zweiten Wahlgang (gegen CDU-Kandidat Milbrandt) zwei Stimmen
mehr, als die NPD Abgeordnete hat. Vermutlich waren es CDU-Abgeordnete, die
ihrem Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten eins auswischen wollten. Schließlich
verlor die CDU ihre absolute Mehrheit. Vielleicht wollten sie aber auch die
Chance nutzen, in geheimer Abstimmung Farbe zu bekennen – Braune.
Auch Sachsens CDU- und Regierungschef Milbradt zieht Konsequenzen, indem er
fordert, die CDU müsse sich nach rechts öffnen und sich mehr mit Themen
wie „Heimat“ oder „Einwanderung“ befassen. Da weiß
man, wie der Hase läuft. In Brandenburg ist es ähnlich. Auch hier
wählten fünf Abgeordnete, vermutlich von der CDU, die DVU-Kandidatin,
die für einen Platz in der Kommission zur Kontrolle des Verfassungsschutzes
(der ihre eigene Partei beobachtet) antrat, jedoch trotz dieser Unterstützung
von Gesinnungsgenossen scheiterte.
Die Reaktion der „Nationalen“ kam prompt: „Das ist ein wichtiges
Signal an das deutsche Volk: Die Einheitsfront gegen die nationalen Parteien
beginnt zu bröckeln“ verkündet stolz NPD-Sprecher Klaus Beier.
Heinrich Heine behält Recht: Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin
ich um den Schlaf gebracht. Für solche schlaflosen Nächte sei euch
die Lektüre der nachfolgenden Links ans Herz gelegt.
Florian Höllen