historische Aufnahme von der Landung

 


Erinnerung an den 60.Jahrestag der Alliiertenlandung in der Normandie

„...die Festung Europa durchbrochen!“

Für Bundeskanzler Gerhard Schröder war es „eine unglaubliche historische Geste“, dass der französische Staatspräsident Jacques Chirac ihn als ersten deutschen Regierungschef zum Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie eingeladen hatte. Gemeinsam mit 23 weiteren Staats- und Regierungschefs aus 15 Ländern nahm er am 6.Juni 2004 an der Gedenkfeier zum 60. Jahrestag an der Küste von Arromanches teil.
Doch was genau wurde gefeiert und welchen geschichtsträchtigen Hintergrund hatte der sogenannte „D-Day“?

Historie
Auf ihrer Konferenz in Washington im Mai 1943 einigten sich der britische Premierminister Winston Churchill und der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt auf eine Invasion in Frankreich für das Frühjahr 1944. Der Ansturm auf die von Adolf Hitler deklarierte „Festung Europa“ durch Eröffnung einer Westfront sollte einen schnellen militärischen Zusammenbruch Deutschlands im Zweiten Weltkrieg bewirken.
Die Alliierten nutzten das Jahr, um starke Truppenkontigente von den USA und Kanada nach Großbritannien zu überführen und ein gewaltiges Truppenkontigent unter dem Oberbefehl von Dwight D. Eisenhower zusammenzuziehen.

Mit über 3 100 Landungsbooten setzte in der Nacht zum 6.Juni 1944 die erste Welle der Invasionsarmee von Großbritannien nach Frankreich über. Unter dem Feuerschutz von 1 200 Kriegsschiffen und 7 500 Flugzeugen landeten im Morgengrauen rund 150 000 Amerikaner, Franzosen, Polen sowie Kanadier und weitere Commonwealth-Angehörige an fünf verschiedenen Stränden der Normandie. Zeitgleich brachten Fallschirmjäger und Luftlandetruppen wichtige strategische Punkte im Hinterland unter ihre Kontrolle. Am 12.Juni gelang es rund 330 000 alliierte Soldaten mit 54 000 Fahrzeugen, die fünf Landungsköpfe zu einer zusammenhängenden Front von 100 Kilometern Länge und 30 Kilometern Tiefe zu verbinden.

Zu diesem Zeitpunkt hielt Hitler die Invasion in der Normandie noch immer für ein Täuschungsmanöver. Zwar hatten er und die Wehrmachtsführung ein alliiertes Landungsunternehmen seit langem erwartet, jedoch an der schmalsten Stelle des Ärmelkanals bei Calais. Dort hatten die Deutschen den „Atlantikwall“ am stärksten ausgebaut. Die Invasion traf die Wehrmacht daher unvorbereitet. Zudem hatte die deutsche Wetteraufklärung eine Landung für den Zeitpunkt als unmöglich bezeichnet, wodurch es zu erheblichen Befehlskomplikationen kam – so wurde Hitler, der oberste Befehlshaber Deutschlands, nicht aus seinem Schlaf geweckt.

Als sich Ende Juni die alliierte Streitmacht auf knapp eine Million Soldaten und 150 000 Fahrzeuge erhöhte und das Ausmaß der Invasion unverkennbar geworden war, lehnte Hitler es noch immer ab, den in der Normandie kämpfenden deutschen Einheiten Verstärkung aus Ostfrankreich zukommen zu lassen. Am Erfolg der Invasion bestand daher zu diesem Zeitpunkt kein Zweifel mehr. Sabotageaktionen der französischen Résistance hatten das deutsche Verkehrs- und Kommunikationsnetz empfindlich gestört.

Trotzdem gelang es erst am 31.Juli 1944 die deutsche Front bei Avranches zu durchbrechen. Das französische Hinterland stand den Alliierten nunmehr für einen weiträumigen Bewegungskrieg und für die Befreiung Frankreichs offen.

60 Jahre später
Schröder war nun der erste Regierungschef, der an einer Feier jenes historischen Tages, der den Untergang des Zweiten Weltkrieges und letzten Endes des Dritten Reiches besiegelte, teilnahm, nachdem sich Kohl bezeichnender Weise jahrelang geweigert hatte.

Wer die Hoffnung hatte, dass über eine Entschuldigung und einer Entschädigung gegenüber den Opfern des NS-Verbrechens hinaus, etwas Markantes in seiner Rede heraus?ltern zu können, wurde allerdings maßlos enttäuscht.
Alleine schon die politische Botschaft, dass mit seiner Teilnahme an den Feierlichkeiten, die deutsche Nachkriegszeit endgültig vorbei sei, erinnerte an das stumpfe Stammtischniveau der „Deutschen“, die stetig dafür plädieren, dass ja nun endlich mal Schluss sein solle mit den Erben des Dritten Reiches und der ständig wiederkehrenden Schuldfrage.

In der Rede machte er deutlich, dass die Bundesrepublik in Zukunft auf Frieden setze. So betonte er: „[...] Die Soldatenfriedhöfe und die Narben der beiden Weltkriege haben den Völkern Europas, besonders dem deutschen Volk, eine andauernde P?icht auferlegt: Rassismus, Antisemitismus und totalitären Ideologien zu widerstehen. Unsere Ziele heißen Freiheit, Gerechtigkeit und ein würdiges Leben für alle – in Frieden, ohne religiösen Hass, ohne nationalen Hochmut und politische Verblendung.[...]“.
Schön wäre es. So betonte er wenig später Deutschlands Willen zu Kampfeinsätzen: „[...] Zum Sturz der Hitler-Diktatur brauchte es Patrioten und Soldaten. Weil wir Deutsche das wissen, sind wir keine Pazifisten. Wir sind aber auch nicht leichthin bereit, zu militärischen Mitteln zu greifen. Wo militärisches Eingreifen jedoch nötig war und ist, entzieht sich Deutschland seiner Verantwortung für Frieden und für Menschenrechte nicht.[...]“
Ein wenig paradox, den Frieden zu proklamieren und für den Krieg zu reden, insbesondere wenn eigentlich den Opfern von Angriffskriegen gedacht werden soll.

Wir sind den alliierten Streitkräften, der Roten Armee, den Partisanen in Jugoslawien, Griechenland, Frankreich und ganz Europa und allen antifaschistischen Widerstandskämpfern zu ewigem Dank verpflichtet!
Kein Vergeben! Kein Vergessen!


Patrice