September 2003

Vegetarier aus ökologischer und politischer Überzeugung -

über die ungerechten Folgen übermäßigen Fleischkonsums

Die Idee des Vegetarismus ist schon uralt und im Laufe der Zeit gab es viele berühmte Menschen die kein Fleisch aßen. Heute sind es z.B. 3,5 Millionen Menschen in Großbri-tannien und Schätzungen gehen von 10% der Weltbevölkerung aus, die VegetarierIn sind. Besonders unter den 13 bis 24-jährigen ist fleischarme oder -lose Ernährung im-mer beliebter. So verzeichnet die Shell-Studie von 1997 einen Anstieg des Anteils aller Befragten, die sich fleischarm ernähren wollen, von 30 auf 36%, der Anteil der Vegeta-rierInnen von 2 auf 4%. Bezeichnend ist, dass 22% der männlichen und bereits 52% (!) der weiblichen Jugendlichen angaben fleischarme Ernährung zu bevorzugen.
Was hat diese Menschen dazu bewogen vegetarisch zu leben und auf Fleisch und Milch oder Eier oder Fisch zu verzichten?
Es gibt zahlreiche ökologische und ethische Gründe auf Fleisch zu verzichten, hier eini-ge Beispiele.

Umweltverschmutzung: Die Fleischindustrie verursacht mit die größte Wasserver-schmutzung. Alleine in den USA produzierten die Zuchttiere 130mal mehr Exkremente als die gesamte Weltbevölkerung. Diese großen Mengen Kot, Urin und Gülle werden auf die Felder gebracht und können von den Pflanzen und dem Boden nicht vollständig auf-genommen werden. Das so nitratangereicherte Grundwasser ist gesundheitsschädlich (krebserregend) und kann nicht zum Trinken benutzt werden.

Bodenverschmutzung: Etwa 80% der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird für die Tier-zucht benutzt. Auf einem Hektar Land können 22.500 kg Kartoffeln angebaut werden, doch nur 185 kg Rindfleisch auf der gleichen Fläche produziert werden. Um auf wenig Fläche viel Futtermittel anzubauen und die anfallende Gülle unterzubringen, werden rie-sige Felder mit Monokulturen bepflanzt. Da diese besonders anfällig gegenüber Schäd-lingen sind, werden enorme Mengen Pestizide, Insektizide und Herbizide gespritzt, die ebenfalls ins Grundwasser sickern und sich in Lebensmitteln anreichern.

Rodung: 325.000 km² Regenwald werden jedes Jahr vernichtet, um darauf die Tiere zu züchten bzw. Anbauflächen für Futtermittel zu schaffen. Die Menschen und Tiere, die dort leben, werden vertrieben. Nach ein paar Jahren ist der intensiv genutzte Boden so zerstört, dass neue Flächen benötigt werden. Inzwischen ist der Regenwald weltweit um die Hälfte vernichtet worden.

Treibhauseffekt: Durch das Abbrennen des Regenwaldes wird der Treibhauseffekt vo-rangetrieben. Das Kohlendioxid, das der Wald in langer Zeit gespeichert hat, wird frei.
Die hohe Anzahl an Zuchtrindern (z.Zt. 1,28 Milliarden) auf der Erde trägt ebenso zum Treibhauseffekt bei. Rinder stoßen während der Verdauung täglich 120 Liter Methangas aus, eine Verbindung aus Kohlenstoff und Wasserstoff, die zu 18% für den Treibhausef-fekt verantwortlich ist.

Hunger: Jeden Tag sterben in den ärmsten Ländern der Welt 40.000 Kinder, weil ihnen die Nahrung fehlt, und dies, obwohl 1991 die Weltgetreidemenge ausreichte, um 2600 Kalorien pro Person und Tag zuzuführen. Die Ursache des Missverhältnisses liegt in der Verteilung der vorhandenen Nahrung und deren Nutzung. Auf den Ackerflächen dieser Länder werden Futtermittel (z.B. Getreide und Soja) für die Masttiere der reichsten Län-der angebaut, um sie an unsere Tiere zu verfüttern. 40% aller angebauten Futtermittel kommen allein nach Europa. Ohne diesen Futtermittelanbau in den armen Ländern könnten wir die riesigen Fleischmengen nicht "produzieren". Allein die Rinder nehmen weltweit 24% der Landmasse in Anspruch. Niemand müsste hungern, wenn dieses Land den dort lebenden Menschen als Anbaufläche für eigene Nahrung zur Verfügung stehen würde.

Waldsterben und saurer Regen: Das Waldsterben und der saure Regen geht neben der Luftverschmutzung durch die Industrie und die Autos, auch auf die Verdunstung der ammoniakhaltigen Gülle zurück. Ammoniak wird, nach Umwandlung zu Salpetersäure, ein Teil des sauren Regens. Forscher konnten feststellen, das in Gebieten von Massen-tierhaltungen besonders erhebliche Waldschäden vorhanden sind, in Holland sind ein Drittel des Waldsterbens allein auf die Massentierhaltung zurück zu führen.

Gesundheit: Die Lebensbedingungen in der Massentierhaltung erfordern einen hohen Einsatz von Arzneimitteln, die wir über den Verzehr aufnehmen (z.B. Antibiotika, Hor-mone, Psychopharmaka). Erhöhter Fleischkonsum kann zu einer Vielzahl von Erkran-kungen führen, seien es Allergien durch Gifte aus, in Monokultur erzeugten, Futtermit-teln oder gar schwerere Erkrankungen durch BSE oder Immunität gegenüber gesund-heitsfördernden Mitteln.

Es ist ganz klar, um die Umwelt und Naturvielfalt zu schonen und das Leid der Tiere zu beenden, ist es für die Zukunft dringend notwendig den Fleischkonsum der reichen westlichen Welt zu verringern (zum Vergleich: Deutschland verbraucht 89 kg Fleisch pro Kopf/Jahr während es in Indien ganze 2kg sind). Gleichzeitig gäbe es die Möglichkeit, mehr Menschen auf der Welt satt zu machen. Es ist also ein durchaus entscheidender Schritt auf das Luxusprodukt Fleisch zu verzichten.
Mittelfristig muss eine bedarfsorientierte, ökologische Landwirtschaft angestrebt werden, die in erster Linie Menschen ernährt und nicht die Produkte zuallererst vermarktet und Überschüsse fabriziert um den Profit zu erhöhen. Zugleich muss den weniger entwickel-ten Ländern ein gleichberechtigter Zugang zum Markt ermöglicht werden damit diese u.a. durch Abbau der Monokulturen zu weniger Pestiziden greifen. Dies würde zu einer Verminderung ökologischer Zerstörung, zur Einsparung von Subventionen und zu ge-sünderen Nahrungsmitteln führen.

Oskar Krüger