September 2003
12.-15. November: Auf nach Paris zum Europäischen Sozialforum
“Eine andere Welt ist möglich! Ein anderes Europa ist nötig!”
Im Rahmen der neoliberalen Globalisierung
erleben wir derzeit die rücksichtslose Unterwerfung aller Lebensbereiche
unter die Logik von Gewinn und Profit. Nach außen hin heißt das
Krieg, Ausbeutung, Raubzug und Plünderung, nach innen Abbau demokratischer
Rechte, Ruin erkämpfter Errungenschaften, Angriff auf Bürgerrechtsorganisationen
und Arbeiterbewegung, Ausbau des Polizeistaats und der Repression, Ausverkauf
der sozialen Sicherung und der öffentlichen Dienstleistungen.
Federführend sind die großen transnationalen Konzerne, die immer
offener und aggressiver agieren und auch die Politik unverhohlen im Profitinteresse
steuern. In Deutschland findet derzeit mit Agenda 2010, Hartz und Rürup
die rigorose Zerstörung der sozialen Sicherungssysteme statt. Damit einher
gehen Anstieg der Massenarbeitslosigkeit, Armut, Obdachlosigkeit, ökologischer
Ruin, Frauenentrechtung, Bildungsnotstand etc.
Dies alles vor dem Hintergrund gleicher Prozesse im globalen Maßstab:
800 Mio. Menschen müssen hungern, obwohl die produzierten Lebensmittel
bei gerechter Verteilung für das doppelte der Weltbevölkerung reichen
würden. Die Zerstörung der Umwelt bedroht den gesamten Planeten, die
weltweit operierenden Konzerne setzen ihre Macht dazu ein, rücksichtslos
ihre Gewinne zu maximieren. Dazu gehört, dass über GATS und andere
internationale Strategien auch die letzten Bereiche öffentlicher Dienstleistungen
wie Gesundheitswesen, öffentliche Fürsorge und das Bildungswesen dem
direkten Zugriff der Konzerne geöffnet werden sollen.
Um ihre Interessen militärisch zu sichern, rüsten besonders die Machtzentren
USA und Europa auf und militarisieren ihre Außenpolitik. In der EU soll
Aufrüstung Verfassungsziel werden, wobei Deutschland und Frankreich die
Hegemonie übernehmen. Die Bundeswehr hat bereits die Zielsetzung, Märkte
und Rohstoffinteressen der deutschen Industrie zu sichern. Die Abschottung gegenüber
Migrantinnen und Migranten wird verschärft, Opfer von Krieg und Verfolgung
werden oft nicht als Flüchtlinge anerkannt.
Ob Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, Armut im globalen Maßstab,
Umweltzerstörung oder Krieg: Von all diesen Problemen sind Frauen zuerst
und am stärksten betroffen.
Auf der anderen Seite wächst der Widerstand, immer mehr Menschen setzen
sich aktiv für eine andere Welt ein. Neben und gemeinsam mit traditionellen
Formen wie gewerkschaftlichen Aktionen und der wieder erstarkten Antikriegsbewegung
sind neue soziale Bewegungen entstanden. Ausdruck davon ist das Weltsozialforum
(WSF) von Porto Alegre, das im nächsten Jahr erstmals in Indien stattfindet.
Die Sozialforen sind Plattformen für Austausch und Diskussion sowie die
Erarbeitung und Präsentation von Alternativen zur herrschenden Politik.
Nach dem Weltsozialforum in Porto Alegre versammelten sich im November 2002
in Florenz erstmals in Europa 60.000 Menschen, um Alternativen zum zerstörerischen
Neoliberalismus und Perspektiven des Widerstandes zu entwickeln. Eine Million
Menschen demonstrierten zum Abschluss ihr Nein zum Krieg, für eine friedliche
Welt. Die dort erfolgte Vernetzung der Proteste gegen den Irak-Krieg ermöglichte
die beeindruckenden Demonstrationen des 15. Februar 2003, auf denen Millionen
von Menschen weltweit der Forderung nach ziviler Konfliktbewältigung Ausdruck
verliehen.
Unter der Losung “Eine andere Welt ist möglich! Ein anderes Europa
ist nötig!” wurde ein offener Raum geschaffen, in dem Menschen mit
ganz unterschiedlichen Ansätzen, Hintergründen, Erwartungen und Erfahrungen
gemeinsam diskutieren, streiten, nach Lösungen suchen und die nächsten
Aktionen verabreden.
Vom 12.-15. November werden in Paris
und St-Denis soziale Bewegungen, Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, engagierte
Bürgerinnen und Bürger sowie eine Vielzahl von großen und kleinen
Organisationen zusammentreffen, sich austauschen und gemeinsam diskutieren,
um ein anderes Europa in einer anderen Welt aufzubauen. Auf der Versammlung
der sozialen Bewegungen wollen wir gemeinsame Konzepte verabschieden, mit denen
wir dieses Ziel erreichen können.
Initiative für ein Sozialforum
in Deutschland