Mai 2003

 

global action!


Es war das erste Mal, dass ein Krieg so offen geplant und ohne jegliche Beweise - von abgeschriebenen Hausarbeiten und gefälschtem Material einmal abgesehen - unter den Augen der gesamten Weltbevölkerung geführt wurde. Und es ist das erste Mal, dass eine solche Situation, in der eine Supermacht mit ausgesuchten „Willigen“ gegen den Rest der Welt agiert, nicht zu Mutlosigkeit geführt hat, sondern Millionen von protestierenden Menschen auf die Straße lockte.
In Berlin waren es am 15.02. ganze 500.000 Menschen die sich unter den Linden langwälzten und die größte Demo seit 1945 bildeten. Am Alex war es z.B. so voll, dass die Redaktion gar nicht aus dem U-Bahnschacht kam, sondern zehn Minuten in einem „Menschen-Stau“ stecken blieb. Wir verteilten an diesem Tag über 1200 Rotdörner und es hätten noch viel mehr sein können. Erfreut über die zahlreiche Teilnahme und die gelungene Verteilaktion ruhten wir uns noch eine Weile im Tiergarten aus und verschwanden gen S-Bahn, als auf der Bühne gerade Paddy Kelly anfing zu singen ...
Auch die 70.000 Schülerinnen und Schüler die am Tag X auf‘m Alex spontan gegen den Krieg demonstrierten, bestätigen, dass Krieg auch für die junge Generation kein Normalzustand ist und nie werden darf.
Aber die Demonstrationen sollten nicht zum Selbstzweck werden oder gar als „hippe Veranstaltung“ verstanden werden - weil Peace halt gerade in ist.
Viel wichtiger als purer Aktionismus ist es, sich über die Hintergründe zu informieren und die entstandenen Schlussfolgerungen kreativ auf der Straße zu äußern und einzufordern. Fundierteres Wissen und ein bisschen mehr kulturelle Stimmung täte neben den nervenden „Bush ist ein Hurensohn!“-Rufen manchmal ganz gut.

Oskar Krüger