Januar 2003 

 

 

Im folgenden möchten wir zu den Vorwürfen der Antideutschen Stellung nehmen. Das Flugblatt der „gruppe.internationale.webteam“, „Für die Freiheit … Für das Leben … Den Rotdorn von der Straße fegen!!“ ist bei indymedia (http://de.indymedia.org/2002/09/28860.shtml)  nachzulesen. Die Vorfälle auf dem [nu pagadi]-Festival sind bei (http://de.indymedia.org/2002/09/28316.shtml) nochmals beschrieben und auch dort kam es zu einer regen Diskussion.

 

Stellungnahme der Rotdornredaktion zu Vorwürfen der Antideutschen

 

Unter der Unterschrift "Jenseits der menschlichen Rasse" (Zitat des franz. Philosophen Alexis de Tocqueville) veröffentlichten wir in der letzten Ausgabe einen Artikel unseres Redaktionsmitgliedes „Lippi“ (sl), der sich mit der Außenpolitik der us-amerikanischen Regierung seit 1945 beschäftigte und Beispiele für Verbrechen nannte. Leider haben wir es versäumt den Artikel sorgfältig genug zu lesen, da sich in dem Artikel Formulierungen finden, die eine unmissverständliche Färbung haben bzw. missverstanden werden könnten. Dafür möchten wir uns entschuldigen. Begriffe wie Krebsgeschwür sind faschistisches Vokabular von dem sich die Redaktion und der Autor ganz entschieden distanzieren!

Wir stellen auch klar: Wir haben nie das Existenzrecht Isreals in Frage gestellt, geschweige denn uns jemals abfällig gegenüber Juden geäußert. Selbstverständlich wollten wir auch nie den Holocaust relativieren! Im Gegenteil, wir verstehen uns als Teil der antifaschistischen Bewegung in Berlin und agieren auch dementsprechend.

In der betreffenden Textstelle zählt der Autor viele Kriegsverbrechen der USA auf und meint dann mit dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima das größte Kriegsverbrechen aller Zeiten welches die USA begangen haben. Das größte Kriegsverbrechen aller Zeiten war der Holocaust. Als Journalist sollte jeder auf seine Sprache und seinen Ausdruck achten, wir haben die Kritik verstanden und werden unser Niveau stündlich steigern!

Doch neben diesen Missverständnissen lag der von der "gruppe internationale webteam" ausgesprochene Vorwurf des Antisemitismus immer noch in der Luft. Wie du dich sicher erinnerst, hatten wir bereits schon an gleicher Stelle in der Ausgabe 32 darauf hingewiesen und ein Gesprächsangebot zu dem Artikel "Auge um Auge macht blind" über den Nahost-Konflikt ausgesprochen, in dem wir zu unserer Veranstaltung einluden. Dort kam es mit dem Autor des Artikels auch zu einer Diskussion, die zumindest teilweise eine Verständigung versprach.

Doch als wir unseren Stand auf dem [nu pagadi]-Festival aufbauten, bemerkten wir schon bei einigen Veranstaltern, dass der Rotdorn nicht gerne gesehen wurde. Abgeschoben in eine dunkle Ecke konnten wir leider nicht durch Verteilaktionen auf uns aufmerksam machen. Nachdem dann auch noch ein Zettel "Antisemiten und Antizionisten militant angreifen" an unseren Stand gepint wurde, wurden wir langsam sauer. Als wir auf dem Festivalsgelände den Rotdorn verteilten, wurden wir von Teilen der Festivalssecurity (die selbstorganisiert war und an der sich etwa ein Dutzend Antideutsche beteiligten) daran gehindert. Nach einer heftigen Diskussion beugte sich die Festivalsleitung einem Ultimatum der Antideutschen: Am nächsten Tag durften wir unseren Stand nicht mehr aufbauen. Selbst der befreundeten Gruppe „Antikapitalistas“ wurde es verboten, den Rotdorn auf ihrem Stand auszulegen. So was war uns auch noch nicht passiert.

Es war die praktische Ausführung der Forderung von der "gruppe internationale webteam", die sie in ihrem Flugblatt "Für die Freiheit...Für das Leben...Den Rotdorn von der Straße fegen" formulieren. Darin wird dem Rotdorn vorgeworfen, als Teil der globalisierungskritischen Bewegung, Antiamerikanismus und Antisemitismus zu verbreiten. So ein Vorwurf ist schnell gesagt und hat sich schnell rumgesprochen, aber auf die Fakten achten nur noch wenige. Wir empfinden es nicht als antiamerikanisch, wenn die Kriegsvorbereitungen der us-amerikanischen Regierung und ihre Verbrechen in Vietnam, Nicaragua, Chile ... kritisiert werden, sondern wollen eine Öffentlichkeit dafür schaffen und solidarisieren uns mit der us-amerikanischen Friedensbewegung. Wir empfinden es auch nicht als antisemitisch, wenn Ariel Scharon als Person des öffentlichen Lebens, als Politiker, in seiner Rolle als Friedensverhinderer und nicht als jüdischer Mensch, kritisiert wird. Viel paradoxer ist es doch, neurotisch in einer Karikatur antisemitische Hinweise zu suchen, indem die Nasen von Arafat und Scharon verglichen werden.

Trotz der Anfeindungen durch dieses Flugblatt waren wir bereit mit den [nu pagadi]-Veranstaltern, der Festivalssecurity sowie der "gruppe internationale webteam" einen zweites Mal zu reden. Dieses Gespräch wurde von uns genutzt um uns von den Vorwürfen zu distanzieren und zu einer sachlichen Ausgangsbasis zu kommen. Zu einer erfolgversprechenden Diskussion kam es aber leider nicht, deshalb beschlossen wir in Bildungsseminaren unser Wissen über und die Methoden zur Bekämpfung des Antisemitismus zu verbessern und uns wieder der neuen Ausgabe zu widmen.

Wir gehen davon aus, dass mit diesen Klarstellungen die künftige Diskussion auf einer sachlichen Ebene stattfindet und die völlig überzogenen Anfeindungen, wie sie auch auf Plakaten der Hummel-Antifa zur Schau gestellt wurden, ausbleiben.

 

Rotdornredaktion