August 2002
eine andere Welt ist möglich !
Aufruf zum Aktionstag 14.9. in Köln
Es ist Zeit, aufzustehen.
Für eine Politik im Interesse aller Menschen auf dem Planeten und nicht nur im Interesse der Mächtigen, der Reichen, der
Banken und der Konzerne. Wir lassen uns nicht blenden vom Gerede über ein
angebliches „Ende der Geschichte“. Die Philosophie vom unbeschränkten Markt ist
kein Naturgesetz. Eine andere Politik ist möglich, wenn der politische Wille
dazu vorhanden ist! Wir wollen ein Zeichen setzen und demonstrieren am 14.
September - eine Woche vor der Bundestagswahl - für Umverteilung,
Gerechtigkeit, Solidarität, Frieden und Demokratie.
Die etablierten Parteien
haben sich - mit unterschiedlicher Ausprägung - der neoliberalen Marktlogik
unterworfen. Die Auswirkungen dieser Politik sind überall sichtbar: Die Armut
nimmt zu, die Reichen werden immer reicher. Die soziale Infrastruktur,
Bildungs- und Gesundheitswesen verfallen, die sozialen Netze werden zerstört.
Die Arbeitslosigkeit wächst, und immer öfter werden die Arbeitslosen auch noch
selbst dafür verantwortlich gemacht. Die Umwelt gerät unter die Räder des
Standortwettbewerbs.
Die „Global Player“ diktieren
zunehmend die Politik. So wird die Demokratie ausgehöhlt. Eine solche
ungerechte und krisenhafte Weltordnung führt unweigerlich zu politischer
Instabilität, sie produziert Gewalt, Terrorismus und Krieg. Auf Dauer wäre sie
nur durch militärische Gewalt aufrecht zu erhalten.
Die neoliberale
Globalisierung betrifft auch unsere Gesellschaft. Schutzrechte für abhängig
Beschäftigte werden immer weiter abgebaut. Die Mächtigen reden wohlklingend vom
„Abbau bürokratischer Hemmnisse“. Sie propagieren salbungsvoll den „schlanken
Staat“ und meinen den Abbau notwendiger Schutzrechte und immer weniger Steuern
für Unternehmen und Wohlhabende. Sie nennen ihre Politik zynisch „Hilfe zur
Selbsthilfe“. Auf der Strecke bleibt der Anspruch auf gute (Aus- und Weiter-)
Bildung für alle, eine angemessene Gesundheitsversorgung und sichere
Arbeitsplätze mit einem Einkommen, von dem man leben kann. Die Sicherung eines
menschenwürdigen Lebens im Alter wird für viele unerschwinglich.
Dagegen setzen wir unsere
Forderung: jetzt umverteilen, von oben nach unten! Geld ist genug da. Wir
fordern eine Vermögenssteuer und eine Wertschöpfungssteuer. Wir wollen eine
Spekulationssteuer auf alle Devisengeschäfte, die sog. „Tobinsteuer“.
Gesundheit und Bildung sind
keine Ware. Wir wollen eine Reform der öffentlichen Dienstleistungen, aber
nicht deren Privatisierung. Privatisierung führt unweigerlich zu einem Zwei-
klassensystem: hochwertige Privatangebote für jene, die es sich leisten können
und ein Rumpfangebot für alle anderen. Dann wird es wieder heißen: „Weil Du arm
bist, musst Du früher sterben.“ Gleiches gilt auch für den Bildungssektor: Wir
brauchen öffentliche Investitionen für moderne Schulen, Berufsschulen und
Universitäten. Der Anspruch auf Ausbildung und Weiterbildung ist ein Grundrecht
für alle, nicht nur für wenige, die sich das leisten können. Um das zu
finanzieren, müssen die Vergünstigungen, die Deutschland zu einem Paradies für
Konzerne werden ließen, zurückgenommen werden. Geld ist genug da. Es muss nur
anders verteilt werden.
Wir sagen: Hände weg von der
Arbeitslosenhilfe! Die Massenarbeitslosigkeit darf nicht dafür genutzt werden,
Löhne zu drücken und tariffreie Bereiche zu schaffen. Der notwendige
Politikwechsel kann nicht allein auf nationaler Ebene vollzogen werden. Wer
meint, die „Standortlogik“ auf Kosten anderer durchsetzen zu können, ist auf
dem Holzweg. Wir wollen eine Globalisierung für alle. Wir wollen eine
Globalisierung von Gerechtigkeit, umweltgerechtem Verhalten und Demokratie. Wir
wollen keine kleinkarierten nationalen Alleingänge, keine Abschottung und
Ausgrenzung. Wir wollen keine Festung Europa. Wir wenden uns entschieden gegen
den Abbau demokratischer Rechte.
Wir sind für eine aktive
Friedenspolitik und gegen alle Versuche, Konflikte mit Gewalt und militärischen
Mitteln zu lösen.
Wir sind keine
Globalisierungsgegner. Wir wehren uns nur gegen diejenigen, die
Internationalisierung und technischen Fortschritt nutzen, um ein weltweites
Ausbeutungssystem zu etablieren. Immer mehr Menschen setzen sich auf der ganzen
Welt dagegen zur Wehr - in Seattle, in Genua, in Porto Alegre. Das macht uns
Mut auch in der Bundesrepublik am 14. 9. 2002 in Köln massenhaft die Stimme zu
erheben.
Die Jugendorganisationen
von Ver.Di, IG Metall, IG BAU, Transnet und NGG, Attac