Januar 2002
Grenzenlose
Gerechtigkeit?
Liebe Leserinnen und Leser! Vielen, vielen Dank für die
Einsendungen, e-mails, Anrufe, Anregungen, Gespräche usw. Leider ist es uns
nicht möglich, alle Beiträge zu berücksichtigen. Deshalb haben wir uns entschlossen,
beispielhaft folgenden Leserbrief zu veröffentlichen. Schreibt uns also fleißig
weiter! Wir freuen uns schon auf Eure Post!
Wir
alle verurteilen die am 11. September 2001 stattgefundenen Terroranschläge in den
USA, denen Tausende Zivilisten zum Opfer fielen.
Nur
leider wurden diese schaurigen Ereignisse sofort von der US-Regierung zur
Erweiterung ihres Macht- und Einflussbereiches ausgenutzt:
Über
die Medien wurde eine rassistische Hetze gegen den Islam angestachelt, im
Fernsehen wurden Bilder von feiernden palästinensischen Menschen, größtenteils
Kindern, ausgestrahlt und George W. Bush ließ verkünden: „Wer nicht für uns
ist, ist gegen uns!“
Auf
diese Art und Weise unterteilte der Präsident der Vereinigten Staaten die Welt
in „Gut und Böse“ oder auch in „die Zivilisierte und die unzivilisierte Welt“.
Außerdem zwingt er damit allen Staaten seine Meinung auf, denn Regierungen, die
die Angriffe auf Afghanistan nicht für gut heißen, gelten als Unterstützer des Terrors
und müssen deshalb stets mit Angriffen der USA rechnen. Dies wird in der New
York Times vom 15.09.2001 verdeutlicht:
„Andere
führende Offiziere des gebeutelten Pentagons machen deutlich, was ’Staaten, die
Terrorismus sponsern, werden beseitigt’ zu bedeuten hat; Regierungen, die sich
nicht fügen, werden ’ausgelöscht’.“
Bis
heute gilt Osama Bin Laden als der Auftraggeber der Terroranschläge, obwohl es
keinen einzigen Beweis dafür gibt, dass er überhaupt irgendetwas damit zu tun
hatte. Die Aussagen über seine Schuld beruhen lediglich auf Indizien. So sieht
das anscheinend auch die Taliban-Regierung Afghanistans, die keinen Anlass
sieht, Bin Laden an die USA auszuliefern. Obwohl die Taliban verschiedene
Bedingungen zur Auslieferung Bin Ladens an die USA gestellt haben, wurden diese
mit dem Kommentar „Die Zeit ist abgelaufen.“, von der US-Regierung abgelehnt,
da eigentlich gar kein Interesse an einem Kompromiss bestand.
Nachdem
nun die Weltbevölkerung psychologisch auf den Krieg vorbereitet wurde, begann
am 7.10.2001 um 18.27 Uhr die wochenlang geplante US-Invasion in Afghanistan.
Hauptsächlich wurden und werden die Städte Kabul, Kandahar und Dschalalabad
bombardiert. Angeblich soll die Infrastruktur der Taliban zerstört werden, doch
sind komischerweise täglich im Fernsehen Bilder von zerstörten Wohnhäusern und
Menschen zu sehen, die die Toten beklagen. Auch ein Krankenhaus vom Roten Kreuz
wurde schon von US-Bomben getroffen, doch all diese Zwischenfälle passieren
natürlich nur „aus Versehen“. Dabei stellt sich die Frage, warum man die
Zentren der Großstädte, in denen viele Menschen leben, bombardiert, obwohl sich
die Terroristen in den Bergen versteckt halten. Trotzdem behauptet die
US-Regierung immer noch, dass sich die Angriffe nicht gegen das afghanische Volk
richten und zusammen mit den Bomben werden zynischer Weise Reissäcke
abgeworfen, als ob damit der hungernden, zum großen Teil flüchtenden,
Bevölkerung Afghanistans geholfen werden könnte. Und dieser sogenannte „New
War“ soll nach George W. Bush mindestens 5-15 Jahre lang andauern.
Auch
sollte man sich überlegen, welche Ziele die USA abgesehen vom „Kampf gegen den
Terrorismus“ noch verfolgen könnte:
Beispielsweise
liegen in und um Afghanistan 75% der weltweiten Ölreserven und 33% der
Erdgasreserven.
Könnte
also der „New War“ auch eine Besetzung strategisch wichtiger Regionen im
Mittleren Osten und in Zentralasien sein?
Außerdem
gibt es seit Beginn der US-Invasion neue Aufträge für die Rüstungsindustrie. So
zum Beispiel erhält der US-Konzern Lockheed Martin mit 200 Milliarden Dollar
den größten Rüstungsauftrag der Geschichte. Er soll für die USA und
Großbritannien insgesamt ca. 3.000 Kampfjets des Typs „Joint Strike Fighter“
(JFS) produzieren. So werden in den nächsten 40 Jahren allein in Texas nach
ersten Schätzungen 32.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Könnte
also der Krieg gegen den Terror auf Kosten des Lebens unschuldiger Menschen
auch ein Krieg gegen die Weltwirtschaftskrise sein?
Und
welche Rolle spielen die NATO und die BRD?
Sofort
nach den Terroranschlägen am 11.09.2001 erklärte Bundeskanzler Schröder die
„uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA, wobei er auch die Hilfe bei
„möglichen Gegenschlägen“ einschloss. Da die NATO erstmals seit ihrem Bestehen
den Bündnisfall erklärt hat, ist Deutschland das erste Mal nach 1945
Kriegspartei, obwohl es nach dem
2.Weltkrieg
noch hieß, dass vom Deutschen Boden nie wieder Krieg ausgehen solle. Jedoch ist
die Bundeswehr noch nicht direkt an der Invasion beteiligt, sondern unterstützt
sie durch die Übernahme des Führungskommandos bei der Besatzung Mazedoniens.
Außerdem hilft Deutschland den USA logistisch und direkte Bundeswehreinsätze in
Afghanistan werden vorbereitet. In der BRD wurde eine Rasterfahndung nach
sogenannten „Schläfern“ angesetzt, bei der äußerliche Merkmale und die Herkunft
schon ausreichen, verdächtigt zu werden. Das ist ganz klarer Rassismus!
Sofort
nach dem Beginn der Angriffe auf Afghanistan gingen weltweit Zehntausende auf
die Straßen; auch in Deutschland gab es solche Demonstrationen. So zum Beispiel
sind am 13.10.2001 allein in Berlin 30.000-50.000 Menschen auf die Straßen
gegangen, um den Herrschenden zu zeigen, was sie von der menschenverachtenden
Invasion halten. Jedoch werden solche Massenproteste mit Terror demagogisch auf
die gleiche Ebene gestellt. Zum Beispiel ließ Das Bundeskriminalamt kurz vor
der Beginn der Angriffe auf Afghanistan über die Medien verkünden, dass mit
„Massenprotesten und neuen Terroranschlägen“ gerechnet werden müsse, wenn der
„New War“ beginnen würde. So werden friedliche Menschen, die gegen Krieg
demonstrieren, als Terroristen diffamiert. Das dürfen wir nicht zulassen!
Geht
auf die Straße und bringt eure Meinung über den Krieg zum Ausdruck!!
USA
– raus aus Afghanistan!!!
Jan
Papke, 15 Jahre,
F.F.-Runge-Gymnasium
Oranienburg