September 2000

 

 

Her mit dem schönen Leben!

 

Frankfurt/Main am 19. September 1998: 40.000 Jugendliche demonstrierten für einen Politikwechsel. Eine Woche später hatten wir eine neue Bundesregierung. Allerdings: Die Jugendlichen trieb keine parteipolitische Werbeveranstaltung nach Frankfurt. Sie hatten klare Vorstellungen und Inhalte, die sie einforderten. Ihre Hoffnung war: Eine andere Politik durch eine andere Regierung. Nach über einem Jahr Rot/Grün ziehen wir jetzt Bilanz: Trotz kleinerer und richtiger Reformen ist der von uns geforderte, grundsätzliche Politikwechsel ausgeblieben. Auch unter dieser Regierung bestimmen die Interessen der Superreichen, Banken und Großkonzerne den Kurs. Eine Umverteilung der Arbeitszeit wird von der Bundesregierung nicht unterstützt. Eine Wende in der Bildungspolitik ist nicht in Sicht. Die finanzielle Ausstattung von Schulen, Berufs- und Hochschulen ist weiterhin unbefriedigend. Die Zugangsberechtigung an Hochschulen für junge Erwachsene mit abgeschlossener Berufsausbildung wurde nicht verbessert.

 

Her mit dem schönen Leben – dieses Jahrtausend gehört uns!

2000 starten wir durch. Und sagen was wir wollen. Lautstark und phantasievoll. Wir haben klare Vorstellungen, wie wir Leben und arbeiten wollen. Mitbestimmung, Kreativität und Selbstverwirklichung sind wesentliche Bestandteile unseres Lebens. Im Beruf und in der Freizeit. Nur faul am Strand liegen und die Nächte durchfeiern? Auch das gehört dazu. Aber so eingeschränkt sind unsere Vorstellungen von einem schönen Leben nicht.

 

Was Jugendliche wirklich wollen:

Auf die Frage ”Was möchten Sie mit 30 Jahren erreicht haben?” antworteten 98% der befragten Jugendlichen: ”Einen Beruf, der Spass macht!” (Das Forsa-Institut im Auftrag der Zeitung ”Die Woche” am 23. Juli 1999). Das beweist: Entgegen vieler Vorurteile interessiert Jugendliche nicht nur der Freizeitbereich. Das Gerede von der ”unpolitischen Spass-Generation” ist irreführend. Spass bedeutet für uns nicht in erster Linie die Jagd nach oberflächlichen Freizeitvergnügen, sondern – – Selbstverwirklichung gerade im Beruf. Um unseren Vorstellungen gerecht zu werden, muss die Politik die Voraussetzungen schaffen. Und nicht umgekehrt! Hier liegt unser Vorwurf an die derzeitige Politik: Auch unter einer Rot/Grünen Regierung spielen die Interessen der Menschen gegenüber wirtschaftlichen Fragen bestenfalls eine Statistenrolle. Der Terror der Ökonomie diktiert alles. Wir werden ”fit gemacht” für eine Zukunft, in der eine Gesellschaft nur noch als Erfolgsfaktor im internationalen wirtschaftlichen Konkurrenzkampf gesehen wird. Wirtschaftspolitische Anforderungen regieren unser ganzes Leben. Bildung und Ausbildung, Arbeits- und Lebensorganisation und gesellschaftliche Wertvorstellungen. Wir wollen selbst bestimmen, wie wir leben und arbeiten. Unternehmensinteressen sollen nicht unsere Zukunft bestimmen. In einer breiten Zukunftsdebatte halten wir mit unseren Vorstellungen von einer gerechten und offenen Gesellschaft dagegen. Solidarität, soziale Gerechtigkeit und das Recht auf die Gestaltung des eigenen Lebens müssen die zukünftigen Richtlinien sein. Und auch diese Regierung braucht Druck von unten. Und am 23. September werden wir in Berlin gemeinsam dieser Regierung zeigen, was wir von ihr erwarten. Denn es geht um unsere Zukunft. Her mit dem schönen Leben!

 

23.September 2000:

 

12:00 Dezentrale Aktionen

 

Gendarmenmarkt:

Massenarbeitslosigkeit und zunehmende Ungleichheit gefährden den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Am Gendarmenmarkt geht es um arbeitszeitpolitische Alternativen

Pariser Platz:

Die Aktionen richten sich an die Adresse von Politiker und Politikerinnen: Sie müssen dafür sorgen, dass der gesellschaftliche Reichtum in der Bundesrepublik gerechter verteilt wird.

Haus der Wirtschaft:

Vor dem Tempel der einflussreichsten deutschen Wirtschaftsverbände wird endlich eine Umlagefinanzierung gefordert.

 

14:00 Gemeinsame Aktionen

 

Am Schlosspark übergeben wir die Unterschriften der Aktion „Euch werden wir helfen“ Vertretern der rot-grünen Regierung.

 

15:00 Demo

Jetzt wird’s laut: Wir setzen uns vom Schloßplatz zur Max-Schmeling-Halle in Bewegung.

 

18:00 Aktionsfestival

In der Max-Schmeling-Halle zeigen wir, dass wir feiern können.

 

 

 

 

Gewerkschaftsjugend und attac