September
2000
Faschismus ist keine Meinung
sondern ein Verbrechen
NPD stoppen
Mitte
Februar diesen Jahres zog die Bundeszentrale der Nazi-Partei NPD,
(Nationaldemokratische Partei Deutschland), in die Seelenbinder Strasse 42 in
Berlin-Köpenick. Seit sie sich mit ihrem Hauptquartier in Köpenick eingenistet
hat, vergeht kaum eine Woche, in der die NPD keine Aufmärsche in Berlin oder
Brandenburg anmeldet.
Bedrohung
Immer
wieder sind Mitglieder der NPD an Überfällen und Attentaten beteiligt.
Rüdiger Klaasen
(ehemaliger Kreisvorsitzender der NPD-Hagenow) wurde 1994 wegen versuchten
Mordes zu 3 ½ Jahren Gefängnis verurteilt nachdem er zusammen mit dem
Landesvorsitzenden Heinrich Förster 1992 zu einem Angriff auf ein
Asylbewerberheim angestiftet hatte. Manfred Roeder, der 1997 Bundestagskandidat
für die NPD war, wurde 1982 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte die
“Deutsche Aktionsgruppe” gegründet, die für einen Brandanschlag auf ein
Asylbewerberheim verantwortlich ist, bei dem zwei vietnamesische Flüchtlinge
getötet wurden.
Wie die NPD stoppen?
Die NPD und andere
Nazi-Parteien sind immer noch eine kleine Minderheit. Ihre derzeitige Stärke
liegt in der gegenwärtigen politischen Schwäche großer Teile der Linken. Wer informiert heute die breite Masse der
Bevölkerung über die wahren Ziele der NPD? Wer organisiert massenhaft
Gegenwehr, wenn die Nazis wieder mal einen Aufmarsch planen? Die Führung der
Gewerkschaften tun von einigen Ausnahmen abgesehen, praktisch nichts. Und das
in einer Zeit, da es täglich Nazi-Überfälle auf ausländische KollegInnen gibt
und, in Einzelfällen, aktive Gewerkschafter gezielt von Nazis bedroht werden.
In Schweden wurde im vergangenen Jahr gar ein prominenter Gewerkschafter von
Nazi-Killern ermordet.
Die Faschisten können durch
eine Massenmobilisierung durch Gewerkschaften, Antifa-Organisationen und linke
Parteien gestoppt werden. In Göttingen beispielsweise, ist es solch einem
Bündnis mehrfach gelungen, Naziaufmärsche zu verhindern.
Die Mobilisierung gegen
Nazis muss Hand in Hand damit gehen, die Scheinargumente der Faschisten zu
entlarven, die Bevölkerung über ihre wahren Absichten aufzuklären und deren
sozialer Demagogie echte Lösungen zur Abschaffung von Armut und
Arbeitslosigkeit entgegen zu setzen. Nicht die Menschen im Asylbewerberheim
nebenan nehmen den Menschen die Arbeitsplätze weg, sondern die Bosse in den
Konzernetagen. Die “Hilflosigkeit” von vielen Politikern wurde bei einer
Veranstaltung des “Aktionsbündnisses für Toleranz” am 16. März in
Berlin-Köpenick deutlich, bei dem über 20 NPDler, darunter Bundesvorsitzender
Voigt und Horst Mahler auftauchten und den SPD-Bürgermeister an die Wand
redeten. Kein Wunder, dass SPD, CDU keine Antworten auf die Nazis hatten. Die
etablierten Parteien schaffen mit ihrer Politik des sozialen Kahlschlags und
rassistischer Gesetzgebung den Nährboden für die Faschisten.
Geschichte der NPD
Die 1964 in
Hannover gegründete NPD gehört zu den ältesten Nazi-Parteien im
Nachkriegs-Deutschland. Mitte bis Ende der 60er Jahre setzte die NPD hauptsächlich
auf das Antreten bei Wahlen und konnte einige Erfolge verbuchen, so z.B. 9,8%
in Baden-Württemberg. Doch nachdem sie bei den Bundestagswahlen 1969 knapp an
der 5%-Hürde, und somit ihrer Wahlstrategie scheiterten, folgte ein Tief für
die Partei und sie verlor Ende der 80er fast gänzlich an Bedeutung.
Sammelbecken
Unter ihrem
neuen Vorsitzenden Günther Deckert fand auf dem Parteitag 1991 der Wandel von
der “Wahl- zur Kampfpartei” statt und verhalf der NPD aus der Versenkung. Die
NPD entwickelte sich zur Kaderpartei und arbeitete offen mit militanten
Faschisten, wie der HJ-Nachfolgeorganisation “Wiking Jugend”, zusammen. Nach
den Massendemonstrationen gegen faschistische Übergriffe, Mitte der 90er Jahre,
folgte eine Reihe von Verboten von Neonaziorganisationen. Die mittlerweile 6000
Mitglieder starke NPD wurde zum Sammelbecken für die rechte Szene. Mitglieder
und z.T. ganze Landesverbände von FAP, Wiking-Jugend oder dem Verein “Die
Nationalen” entschieden sich für den Gang in die NPD. Viele sitzen heute in
führenden Positionen und bilden in der JN (Jugendorganisation der NPD) Kader
aus.
So
kandidierten z.B. bekannte Neonazis wie Bela Ewald
Althans(GdNF-Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front), Sascha Rossmüller
(Nationaler Block) oder Stefan Hintze, Mitglied der Nationalistischen Front
(NF) auf NPD-Listen. Ex-Bundesführer der Wiking-Jugend, Wolfgang Narath, wurde
Bundesvorstandsmitglied der NPD.
In den
letzten Jahren setzte die NPD verstärkt auf Aufmärsche wie 1997 gegen die
Wehrmachtsausstellung, wo allein in München zwischen 5000 und 6000 Neonazis
demonstrierten oder am 27.Mai diesen Jahres, an dem 4000 Faschisten durch
Passau zogen. Dabei arbeitet die NPD vermehrt mit militanten Kameradschaften
zusammen, die für einschüchternde Präsenz auf der Strasse sorgen sollen.
Die NPD ist
keine Partei wie jede andere. Sie ist ihrer Ideologie, ihrer Politik und ihren
Methoden nach eine eindeutig faschistische Partei.