April 1994

Der Buchtip: "Widerstand in Pankow und Reinickendorf"

Der Autor Hans-Rainer Sandvoß beschreibt in seinem Buch den antifaschistischen Widerstand in den beiden Bezirken. Dabei verzichtet er auf schwarz-weiß Malerei. Er analysiert immer differenziert und schreibt auch überpersönliches Versagen und Schwäche. Sandvoß berichtet über passiven und aktiven Widerstand ohne zu heroisieren, geht vor allem auf die Aktivitäten, Besonderheiten der einzelnen Widerstandsgruppen und deren soziale Zusammenstellung, aber auch auf die Repressalien und Folter ein. Dabei lässt er fast zur Hälfte des Buches die Widerstandskämpfer durch Zitate zu Wort kommen. Dabei besteht natürlich der Reiz zum einen darin, daß man so viel hautnaher an dem geschehen ist, zum anderen kennt man auch die Straßen und Gebäude die eine Rolle spielten aus seinem eigenen Kiez.

Nacheinander berichtet der Autor über die einzelnen Widerstandsgruppen. Dabei geht das Spektrum von SPD, KPD, SAP, Neu Beginnen bis hin zum kirchlichen,
gewerkschaftlichen und jüdischen Widerstand.
Auffällig war für mich, daß aus der Basis der SPD gemessen an ihrer Mitgliederzahl nicht so starker Widerstand kam, sich Sozialdemokraten aber auch nur selten dem faschistischen System anpaßten und Mitläufer wurden. Aus den kommunistischen Reihen kamen auf der einen 'Seite mehr Widerstandskämpfer, auf der anderen Seite traten teilweise ganze Ortsgruppen des Rotfrontkämpferbundes zur SA nach 1933 über. In der Radikalität der Ablehnung der Weimarer Republik, sozialen Zusammenstellung (Manche Historiker sprechen bei der KPD sogar von der Arbeitslosenpartei) und politischen Mitteln waren sich wahrscheinlich die beiden Kampfvereine relativ ähnlich, im Gegensatz zum Reichsbanner (Saal- und Versammlungsschutz der SPD).

Dies nur ein für mich neuer, interessanter Aspekt.

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Sebastian