November 2001 

 

 

 

Uneingeschränkte Solidarität -

fragt sich nur mit wem?

 

Die geballte Macht der Politik- und Medienmacher schwören uns auf uneingeschränkte Solidarität mit der Weltmacht USA ein. Gelernte DDR-Bürger erinnern sich noch an die unverbrüchliche Solidarität mit der großen Sowjetunion. Die Meinungsmacher behaupten mit Blick auf zu schaffende autoritäre innenpolitische Strukturen, seit dem 11.September hätte sich die Welt verändert, obwohl der ausbeuterische Reichtum der Industriestaaten immer noch täglich 24 tausend Menschen, davon 18 tausend Kinder, verhungern läßt und der privatisierte und kommerzialisierte Terror lange schon existiert. Denken wir an Piraterie und Geiselnahme in Ostasien und die "Warlords" in Afrika. Undifferenziert und unkritisch wird von Terror gesprochen. Wer nach den Ursachen für diesen Terror fragt, verhält sich antiamerikanisch. Staatsterrorismus a la Israel ist natürlich von diesem gleichmacherischen Info-Brei ausgenommen. Schließlich sind sie unsere Verbündeten und haben in der Vergangenheit das südafrikanische Apartheidregime und das Chile Pinochets fleißig mit Waffen und Militär- und Geheimdienstberatern versorgt..

Der "eiserne Otto" redet im Deutschen Bundestag von den USA als der Führungsmacht für Demokratie und Menschenrechte. Ist Innenminister Schily von der modernen Unfähigkeit sich zu erinnern erfasst oder hängt er demagogisch sein Mäntelchen in den Wind? Das ganze altrosa und pseudo-grüne Geschwätz von der Bedrohung der zivilisierten Welt ist ebenso dreist wie das Gerede von der brüderlichen Hilfe beim Einmarsch der Warschauer Pakt-Soldaten in die CSSR 1968 von den gleichgeschalteten Ost-Medien schlicht volksverdummend war. Der Weltfriede wurde auch damals schon gerettet!

"Er ist vielleicht ein Hurensohn, doch er ist unser Hurensohn!", so charakterisierte der ehemalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt den nicaraguanischen Diktator Anastasio Somoza. Auch Osama Bin Laden ist ein "Hurensohn", den die USA bewaffnet und großgemacht haben als er im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion nützlich war. Auch die Armee des "Hurensohnes" Sadam Hussein haben die Westmächte aufgerüstet, damit er stellvertretend für sie gegen den Iran der Ajatollahs antreten möge. Auch den "Hurensohn" Suharto in Indonesien haben die USA gehätschelt und gepäppelt, obwohl sie wußten, dass er mehr als eine Millionen Oppositionelle umbringen ließ. Auch den "Hurensohn" Montesino, Geheimdienstchef in Kolumbien, haben sie aufgebaut, der die Todesschwadron seines Landes anführte, Wahlen manipulierte und die Drogenkartelle dirigierte.

Die USA haben die Militärdiktaturen in Lateinamerika und anderswo gestützt und finanziert, sie haben ihre Folterknechte in Camps in Panama ausgebildet und im Namen von Demokratie und Freiheit demokratisch gewählte Regierungen stürzen lassen oder es selbst dank ihrer Eingreiftruppe besorgt.

1954 rettete die USA die Menschenrechte der United Fruit Company durch einen Einmarsch in Guatemala, 1958 schützten die USA und Großbritannien durch ihren Einmarsch die libanesischen Feudalherren und ihre Freiheit, drei Viertel des Landes auszubeuten, 1961 rüstete der CIA eine Truppe Exilkubaner aus und ließ sie in Kubas Schweinebucht landen, um ihre Zuckerimporte zu gewährleisten. Dominikanische Republik, Brasilien..., die Karte der direkten und indirekten Interventionen kann beliebig fortgeführt werden. In Vietnam wurde sogar mit Napalm-Bomben die "freie "Welt" gerettet. In Nicaragua verminte der CIA die Häfen und bezahlte mit Geldern aus dem Drogen-Geschäft die Contra, eine Söldnertruppe, die keine Gefangenen machte.

Was aber, so sollten die Regierenden der USA gefragt werden, geschieht eigentlich mit Regierungen und Staaten, die den internationalen Terrorismus finanzieren und aufrüsten? Hat die Weigerung der USA den Vertrag über einen Internationalen Strafgerichtshof zu ratifizieren damit zu tun oder fürchtet sich die Weltmacht, die archaische Kette von Rache und Vergeltung zu unterbrechen aus Sorge, die Aktien ihres militärisch-industriellen Komplexes würden nicht mehr nachgefragt?

Solidarität mit den Opfern in New York, Washington und überall auf der Welt, das ist selbstverständliche Bürger- und Menschenpflicht.

Keine Solidarität mit dem Kriegsterrorismus des Pentagon, der Streubomben wirft und erneut unschuldige Menschen tötet, sich aber selbst aber nicht kritisch mit seinen "Splittern im eigenen Auge" auseinandersetzen und die Ursachen des Terrorismus nicht analysieren will!

Oder ist das alles, was wir gegenwärtig erleben, eine perfekte menschenverachtende Inszenierung, weil eine forcierte Globalisierung, um sich überall durchsetzen zu können, einen autoritären Kapitalismus, einen autoritären Staat und damit eine Entleerung der Demokratie benötigt?

 

Klaus Körner