November 2001

 

 

Spirale der Vergeltung durchbrechen

 

Nach dem 11. September 2001 verkündeten Politiker und Medien, ab jetzt sei alles anders. Seit dem 7. Oktober 2001 wissen wir: Nichts ist anders. Afghanistan wird bombardiert. Nach der vermeintlichen Zeitenwende ist die Welt wie zuvor: geprägt von struktureller, politischer, militärischer, ökonomischer Gewalt.

 

Der Krieg gegen Afghanistan ist sicherheitspolitisch unsinnig und hat fatale Auswirkungen für die Stabilität ganzer Regionen. Staaten wie Pakistan, Usbekistan, Tadschikistan und Indonesien werden politisch destabilisiert: durch innere Unruhen wegen der direkten oder indirekten Beteiligung ihrer Regierung an Vergeltungsschlägen und durch Flüchtlingselend. Staaten, die mit den USA zusammenarbeiten, können zum Ziel terroristischer Vergeltungsakte werden. Staaten, die sich jetzt oder später einer militärischen Zusammenarbeit mit den USA verweigern, sind davon bedroht, selbst als „Unterstützer der Terroristen“ gebrandmarkt und damit zum potenziellen Ziel militärischer Einsätze zu werden. Das militärische Vorgehen gegen Afghanistan schürt den Hass gegen die USA und führt direkt zu einer Verhärtung und Ausweitung von Konflikten. Wer Märtyrer produziert, produziert damit auch ihre Nachfolger.

 

Die USA und ihre Verbündeten behaupten, die Angriffe richteten sich nicht gegen das afghanische Volk. Die Menschen in Afghanistan verstehen das mit Recht anders: Millionen befinden sich auf der Flucht. Die ununterbrochenen Luftangriffe fordern den Tod vieler Unbeteiligter; „Kollateralschäden“ sind unvermeidbar. Auch das nächtliche Abwerfen einer symbolischen Anzahl von Care-Paketen wird die Menschen in Afghanistan nicht vom Gegenteil überzeugen. Diese Päckchen transportieren in erster Linie Beruhigungspillen für die „humanitäre Gesinnung“ der westlichen Öffentlichkeit.

 

Auf Gewalt folgt Gegengewalt. Ein völliger Schutz vor terroristischen Akten der Art, wie die USA sie jetzt erlebt haben, ist unmöglich. Auch die besten Weltraumwaffen vermögen nichts gegen den urplötzlichen Einsatz von Teppichmessern durch Personen, die zu allem entschlossen sind. Innenpolitische Maßnahmen wie Rasterfahndung, neue Abhörmethoden und verschärfte Ausländergesetze tragen objektiv nichts zur Sicherheit der Bevölkerung bei. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen wird benutzt, um freiheitseinschränkende und ausländerfeindliche Maßnahmen durchzusetzen. Einen effektiven Schutz vor Anschlägen bieten sie nicht. Denn wer ein Selbstmordattentat plant, braucht sich um seine Fingerabdrücke keine Sorgen mehr zu machen. Und wer einen Anschlag ausführen möchte, wird sich vorher unauffällig verhalten.

 

Nur eines ist mit den Vergeltungsschlägen sicherer geworden: neue Aufträge für Waffenproduzenten und -händler.

 

Es ist begreiflich, dass Überlebende und Angehörige von Opfern der Anschläge von Gefühlen der Rache bewegt sind. Gefühle sind jedoch keine legitime Basis für politisches oder militärisches Handeln. Selbstverständlich müssen die Drahtzieher verbrecherischer Gewalt zur Verantwortung gezogen werden, von „Kissinger“ bis „Bin Laden“. Dies ist eine internationale Aufgabe der Verbrechensbekämpfung. Dazu gehört die Schaffung eines internationalen Strafgerichtshofs, von den USA seit Jahren aktiv behindert. Die erste Maßnahme wäre, zu lassen, was die USA jahrelang getan haben: Gruppen wie die Taliban aufzubauen und auszurüsten. Eine wirksame und langfristige Strategie gegen Terrorismus beinhaltet mehr: vor allem die Suche nach den Ursachen dafür, dass Menschen glauben, für ihre Ziele über Leichen gehen zu müssen. Um die Ursachen und Strukturen der Gewalt bloßzulegen und zu beseitigen, muss endlich verstanden werden, dass auch die gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Ungerechtigkeiten der Welt Gewalt sind.

 

Die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär fordert Soldaten und Reservisten auf, die Beteiligung am Krieg zu verweigern! Desertiert aus völkerrechtswidrigen Einsätzen!

 

Von den Verantwortlichen fordern wir:

·      Stopp aller Kriegshandlungen!

·      Offenlegung der Beweise für die Schuld der mutmaßlichen Täter und Hintermänner der Anschläge vom 11. September und Einleitung eines förmlichen Strafverfahrens!

·      Stopp aller Einsatzplanungen der Bundeswehr!

 

 

Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär

 

www.kampagne.de